Kino

Review: BlacKkKlansman (Kino)

Das Hauptplakat von “BlacKkKlansman” (© Universal Pictures International Germany)

Inhalt: In den frühen 1970er-Jahren herrscht in Colorado Springs noch Rassismus und ein schwelender Rassenkrieg vor. So ist Ron Stallworth (John David Washington) überrascht, als er tatsächlich als erster Dunkelhäutiger bei der Polizei akzeptiert wird. Schon in seinen ersten Tagen sieht er sich massiven Anfeindungen ausgesetzt, von denen er sich aber nicht beirren lässt. Viel mehr überzeugt er seine Vorgesetzten derart schnell, dass er in die Abteilung für Undercover-Ermittlungen aufsteigt. Als er eine Zeitungsannonce vom Ku-Klux-Klan sieht, ruft er dort an und wird tatsächlich zu einem Treffen der örtlichen Gruppierung eingeladen. Da gibt es nur das Problem, dass er für einen weißen Rassisten nicht die richtige Hautfarbe besitzt. Sein jüdischer Kollege Flip (Adam Driver, „Logan Lucky“) soll die Treffen vor Ort übernehmen. Nach einem gemeinsamen Training, in dem Ron und Flip ihre Sprachmuster einander angeglichen haben, beginnen sie eine Operation mit geteilter Identität. Der doppelte Ron kommt derart gut an, dass er in der Gunst der Mitglieder bald aufsteigt und ein Geheimnis zu Tage fördert: Die Gruppe plant einen Anschlag auf eine schwarze Studentenvereinigung. Darüber hinaus lernt der echte Don am Telefon jemanden kennen, der so gar nicht über seine Hautfarbe begeistert wäre: David Duke (Topher Grace, „Der Moment der Wahrheit“), den Anführer des Ku-Klux-Klan.

Kritik: Spike Lee wusste schon immer anzuecken. Seit seinem brillanten Durchbruchs-Film „Do the Right Thing“ 1989 und dem gefeierten Biopic „Malcolm X“ drei Jahre später hatte er eigentlich inszenatorisch alle Freiheiten, die er sich wünschen konnte. Das hat nicht immer zu gelungenen, aber meistens zu interessanten Ergebnissen geführt. Darüber hinaus hatte Spike Lee immer sein Herz auf der Zunge, wenn es darum ging, zur aktuellen (politischen) Lage in den USA Stellung zu beziehen. Schon allein deshalb waren sehr viele gespannt, was der Ehren-Oscar-Preisträger als ersten Film seit der Wahl von US-Präsident Donald Trump präsentieren würde. Mit „BlacKkKlansman“, der auf dem autobiografischen Roman des echten Ron Stallworth basiert, hat er in jedem Fall eine gute Wahl getroffen. Diese erstaunlich wahre Geschichte deckt von real-satirischen Momenten, über Seitenhiebe auf das aktuelle Geschehen („America First“), bis zu emotionalen Tiefschlägen ein weites Spektrum ab.

Ron Stallworth zu werden braucht Übung (© Universal Pictures International Germany/David Lee / Focus Features)

Schon bei der Eröffnungsszene, in der der zuletzt hauptsächlich durch seine preisgekrönte Trump-Parodie auffällige Alec Baldwin einen schwadronierenden Rassisten spielt, wird klar, dass dieser Film kein Blatt vor den Mund nehmen wird. Fortan entsteht eine erstaunlich harmonische Geschichte, in der es innerhalb von einer Szene von einem lauten Lacher zu nervenaufreibender Spannung übergehen kann. Bis in die Schlussphase, in der es nach dem gefühlten Ende noch einmal weiter geht, erlaubt sich der Film kaum Durchhänger. Leider neigt der Film manchmal dazu, seine Aussagen etwas zu deutlich herauszuschreien, was dem Geschehen etwas die Luft nimmt. Wenn beispielsweise Folk-Legende Harry Belafonte der entsetzten Studentenvereinigung von einem Lynchmob berichtet, der in der Jugend einen geistig behinderten Freund von ihm getötet hat und das immer wieder mit Zwischenschnitten auf die gut gelaunten Teilnehmer einer Ku-Klux-Klan-Veranstaltung konterkariert wird, wirkt die Inszenierung schon ein wenig manipulativ.

Nach dem Ende der eigentlichen Handlung zeigt Lee noch erschütternde Aufnahmen von den 2017er-Demonstrationen in Charlottesville, bei denen eine 32 Jahre alte, friedliche (und hellhäutige) Demonstrantin von einem Rechtsradikalen ermordet wurde. Dazu werden noch Kommentare von Donald Trump und (Trump-Befürworter) David Duke eingeblendet, die das Publikum mit einem Kloß im Magen nach Hause schicken.

Ein böser Mann hat etwas zu feiern (© Universal Pictures International Germany/David Lee / Focus Features)

Schauspielerisch kann Spike Lee auf den Newcomer und Denzel Washington-Sohn John David Washington bauen, der in seiner ersten Hauptrolle charismatisch, glaubwürdig und mit dem Gespür für den richtigen Ton in die Fußstapfen seines Vaters tritt. Adam Driver, der sich als jüdischer Undercover-Ermittler in den Kreisen der rassistischen Organisation bewegt, steht im Zentrum der spannenden Momente des Films. Wie zuletzt so oft zeigt er, dass er eine wandelbare und absolut verlässliche Größe des modernen Kinos ist. Ein echter Besetzungs-Coup ist dem Team mit der Wahl von Topher Grace für die Rolle von David Duke gelungen. Der hauptsächlich für leichtverdauliche Comedy-Parts bekannte Sympathie-Typ zeigt eine treffsichere Darbietung. Während die amüsanteren Momente ohnehin sein tägliches Brot sind, gibt er Duke eine pragmatische Kälte, die wohl einigen Zuschauern einen Schauer über den Rücken jagen dürfte.

Obgleich Spike Lee vereinzelt den erzählerischen Holzhammer auspackt und der letzte Akt ein paar Straffungen vertragen hätte, ist sein neues Werk der erhoffte Treffer. Zwischen Thriller, Satire und bitterem, ausgesprochen aktuellen Drama gelingt es ihm, für „BlacKkKlansman“ die richtige Mischung zu finden. Auf diese Art ist ein ungewöhnlicher Film entstanden, der wohl kaum jemanden komplett unberührt lässt.

4 von 5 Punkten


Quelle: Universal Pictures, LeinwandreporterTV, YouTube

BlacKkKlansman

Originaltitel:BlacKkKlansman
Regie:Spike Lee
Darsteller:John David Washington, Adam Driver, Laura Harrier, Topher Grace
Genre:Drama, Thriller, Komödie
Produktionsland/-jahr:USA, 2018
Verleih:Universal Pictures International Germany
Länge:135 Minuten
FSK:ab 12 Jahren

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Universal Pictures

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 21.08.2018
Review: BlacKkKlansman (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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