Review: Tenet

Das Hauptplakat von "Tenet" (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Das Hauptplakat von “Tenet” (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Inhalt: Nachdem ein Spezialist für besonders gefährliche Einsätze (John David Washington, „BlacKkKlansman“) fast sein Leben zum Wohl einer Mission geopfert hätte, findet er sich plötzlich auf einem Schiff wieder. Eine Geheimorganisation, die unter dem Namen „TENET“ operiert, stößt immer wieder auf invertierte Gegenstände und Personen. Diese können sich rückwärts durch die Zeit bewegen, was bei zu häufigem Auftreten die ganze Menschheit gefährden kann. Wie sich herausstellt, liegt die Antwort auf diese Gefahr in der Zukunft und der Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh, „Mord im Orient Express“) ist das einzige Bindeglied. Zusammen mit seinem Partner Neil (Robert Pattinson, „Der Leuchtturm“) versucht der neue Ermittler, die Organisation von Sator zu unterwandern. Dessen leidgeprüfte Ehefrau Kat (Elizabeth Debicki, „The Night Manager“) könnte der Schlüssel sein.

 

Kritik: Durch die Coronakrise liegt das internationale Kinogeschäft mehr oder weniger am Boden. Da die meisten Groß-Verleiher die Lichtspielhäuser in diesen schweren Zeiten sich selbst überlassen, indem sie ihre Blockbuster-Filme ins kommende Jahr schieben oder sie (wie zuletzt Disney mit „Mulan“) als teure Streams direkt ins Heimkino verkaufen, hat sich die Situation zuletzt weiter zugespitzt. Aus diesem Grund fiel jetzt Warner Bros und dem passionierten Kino-Fan Christopher Nolan die Rolle zu, praktisch im Alleingang wieder Zuschauer in abgedunkelte Säle zu locken. Das Risiko, was die Macher und Financiers dieses rund 200.000 Millionen teuren Machwerks auf sich genommen haben, wird sich hoffentlich auszahlen.

So bietet „Tenet“ Schauwerte, die einfach nur auf einer großen Leinwand angemessen zur Geltung kommen. Schon die spektakulären Actionszenen, die mit einem Minimum an CGI-Effekten auskamen, machen Nolans neueste Produktion zu einem Blockbuster im besten Sinn. Dabei sind ein crashendes Linienflugzeug und ein atemberaubender LKW-Stunt nur die Spitze des Eisbergs. Auch all die Spielereien, die sich der Film mit seinen invertierten Gegenständen erlaubt, sind unglaublich toll anzusehen.

Können die Agenten eine wörtlich neue Zeitrechnung verhindern? (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Können die Agenten eine wörtlich neue Zeitrechnung verhindern? (© 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. All Rights Reserved.)

Inhaltlich ist der Film kaum weniger faszinierend. Das abermals innovative Spiel mit dem Faktor Zeit gibt „Tenet“ eine optische wie inhaltliche Originalität, die man im High-Budget-Kino selten erlebt. Allerdings ist Nolans Geschichte derart verstrickt, komplex und (selbst für seine Verhältnisse) unhandlich, dass wohl niemand den Saal beim ersten Mal ohne eine beträchtliche Anzahl an Fragezeichen verlassen wird. Hier wäre es doch vielleicht ratsam gewesen, die verwinkelte (wenn auch vermutlich funktionierende) Story ein wenig zu begradigen.

John David Washington ist ein cooler, zweckdienlicher Protagonist, dem man den smarten und schlagkräftigen Superagenten abnimmt. Der an seiner Seite agierende Robert Pattinson ist als undurchsichtiges Physik-Genie noch ein ganzes Stück interessanter. Elizabeth Debicki bildet in der Rolle der verzweifelten Mutter das emotionale Zentrum einer stellenweise fast unterkühlten Geschichte. Kenneth Branagh liefert als skrupelloser Waffenschieber einen grundsoliden Bösewicht.

„Tenet“ ist optisch und inhaltlich absolut ungewöhnliches Kino, das sicherlich auch nach mehreren Ansichten neue Aspekte entdecken lässt – was gerade in der aktuellen Zeit nicht verkehrt ist. Allerdings wäre es wünschenswert gewesen, den Film so zugänglich zu gestalten, dass man nicht komplett irritiert aus dem Kino strömt. Dennoch bleibt ein visuell brillantes, inhaltlich spannendes Erlebnis, das nicht nur für absolute Rätselfreaks lohnend sein dürfte.

4 von 5 Punkten

Der Film ist ab dem 17.04.2022 im Programm von Amazon Prime Video und ab dem 17.01.2023 bei Netflix zu sehen.


Quelle Warner Bros, YouTube

Tenet

Originaltitel:Tenet
Regie:Christopher Nolan
Sprecher:John David Washington, Robert Pattinson, Elizabeth Debicki, Kenneth Branagh
Genre:Science Fiction, Action
Produktionsland/-jahr:USA, 2020
Verleih:Warner Bros
Länge:150 Minuten
FSK:ab 12 Jahren
Kinostart:26.07.2020

Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Warner Bros.

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 15.01.2023
Review: Tenet

4 comments on “Review: Tenet”

  1. Ilgar Pirhashemi Antworten

    Wieder mal eine sehr professionelle Kritik, da können sich so manche noch eine Scheibe abschneiden!
    Habe den Film gesehen und er ist einfach grandios, für meinen persönlichen Geschmack ist jede Zutat gut abgestimmt und ich verließ das Kino gerne mit einem Fragezeichen auf der Stirn.
    Ich bin mal auf die BluRay gespannt, vielleicht gibt es dort eine rückwärts laufende Fassung.

  2. Ralph Antworten

    Also, von 5 möglichen Punkten hätte ich “Tenet” mindestens 7 gegeben – ich finde ihn grandios. Ich habe ihn zweimal im Kino erlebt, davon war ich einmal extra nach Hamburg gefahren um ihn in einem IMAX-Saal zu erleben (und habe das nicht bereut). Schön, dass es solche Filme noch gibt: innovativ, nicht nur optisch beeindruckend sondern auch intellektuell ambitioniert; typisch Nolan halt. Jetzt habe ich die Ultra-HD-Blu-ray und freue mich auf die dritte Sichtung.

    • Thomas Antworten

      Ja, ich habe mir auch schon das BD-Disc-Steelbook zugelegt und freue mich darauf, in den nächsten Tagen den noch einmal einzulegen. Derartige, aufrichtig originelle High-Concept-Filme gefallen mir eigentlich immer – gerade in Zeiten von berechnend durchgetakteten (Disney-)Franchises eine Wohltat. Nolan ergeht sich für mich nur sehr im eigenen Genie, was den Film für mich manchmal schwer zugänglich macht. Ein faszinierender Film und eines der raren 2020-Highlights ist er aber zweifelsohne.

      An dieser Stelle kann ich noch eine Lanze für den YouTuber “Filmento” brechen, der verschiedene Filme (bzw. Aspekte davon) aus der Sicht eines Drehbuchautors vorstellt. Bei ihm kann auch ich immer noch etwas über “das Medium Film” lernen. Der hat sich hier mit der (etwas fehlenden) emotionalen Komponente von “Tenet” auseinander gesetzt und einen Vergleich zu “Inception” gezogen: https://www.youtube.com/watch?v=ZAOqEcJjHOQ

      Selbst wenn ich ihm nicht zu 100% zustimme, ein interessantes Video.

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